Viel Gelb weckt die Lebensfreude

Wenn der Frühling schon an Kraft gewonnen hat, blühn sie in mannigfaltigen Farben und Formen auf - die Narzissen. Je nach Gegend und Kalender paßt auch der Name Osterglocken: Sie stehn in voller Blüte, wenn Ostern ist. Ihren Namen haben die Narzissen von Narziß - einer Figur aus der griechischen Mythologie. Naziß, der schöne Sohn des Flußgottes Nakissos, verliebte sich heftig in sein Spiegelbild - eine Liebe die natürlich keine Erfüllung finden konnte. So wurde er schließlich in eine Narzisse verwandelt.

Narzissen gehören zur Familie der Amaryllidaceen. Es ist dies eine Familie aus dem Bereich der einkeimblättrigen Pflanzen, die sich unter anderem dadurch auszeichnet, daß der Fruchtknoten unterhalb der Blütenblätter liegt. Ihre Heimat haben Narzissen in Mitteleuropa und im Mittelmeerraum. In Deutschland kommen Trompetennarzissen zum Beispiel am Rande des hohen Venn bei Monschau in den Wiesentälern vor. Laut "Pareys Blumengärtnerei" gibt es neunzehn Narzissenarten. In Deutschland kommen nur drei Arten natürlich vor. Es sind dies Narzissus Pseudonarcissus (die Trompetennarzisse, gelb blühend), Narcissus poeticus (die Poetennarzisse, weiß blühend mit schmalen Blütenblättern) und Narzissus radiflorus (ebenfalls weiß blühend mit breiten Blütenblättern). Die Blüte besteht stets aus 6 einzeln gestellten Blütenblättern und der Nebenkrone - einem je nach Art schalen- bis röhrenförmigen Blütenblatt.

Anders als Tulpen sind Narzissen in der Gartenkultur oft recht ausdauernd. Ihre Zwiebeln bilden Tochterzwiebeln, so daß auch ohne Aussaat neue Pflanzen entstehen. Oft bilden Narzissen richtige Horste aus zahlreichen Einzelpflanzen, ähnlich wie das auch die Schneeglöckchen machen, die übrigens zur selben Familie gehören. Auch die Bodenansprüche von Narzissen sind ähnlich wie die von Schneeglöckchen: Frische bis feuchte Böden sagen ihnen zu. Nur beim Sonnenlicht darf es ruhig etwas mehr sein. Im Garten lassen sich mit Narzissen kräftige fröhliche Bilder zaubern. In Gruppen gepflanzt wirken sie besser als in Einzelstellung, ganz wie fröhliche Menschen, die auch die Gesellschaft suchen.

Nachteile haben die Narzissen natürlich auch: Damit die Pflanzen im nächsten Jahr wieder kräftig austreiben, muß der Gärtner so lange Geduld haben, bis deren Laub weitgehend abgestorben ist und darf es erst dann entfernen. Das kann in mancher Pflanzung, die auf Weiterentwicklung in den Sommer hinein angelegt ist, ganz schön störend sein. Ich selbst bevorzuge deshalb die schwächer wachsenden Sorten, wie etwa 'Jetfire'(siehe Bild oben) oder 'Hawera' eine besonders schöne mehrblütige, gelb blühende Wildform. Die Blätter von 'Hawera' sind nicht viel breiter als Crocus-Blätter, so daß sie rasch hinter dem Laub stärker wachsender aber später austreibender Pflanzen verschwinden. Um einiges kräftiger wächst die weiße klein- und einblütige Sorte 'Jenny' Recht gut harmonieren Narzissen auch mit kräftig wachsenden, aber spät austreibenden Blattpflanzen wie großblättrigen Hosta oder Alchemilla. Das allmählich einziehende Laub der Narzissen wird vom Laub dieser Pflanzen rasch überwachsen, so daß es nicht mehr störend wirkt. In besonderem Maße gilt das für die Poetennarzissen, einen weiß und mehrblütigen Typ der etwas später blüht und besonders lange Stiele bildet.

Betrachtet man die Vitalität, das vielfältige Sortenangebot und die frühe Blütezeit der Narzissengattung, so ist kaum zu verstehen, warum diese wunderschönen Pflanzen nicht mehr Einzug in die Hausgärten halten. Sicher lassen sich für viele Gartenfreunde hier noch gestalterische und sortimentsbezogene Entdeckungen machen.